MOTOURISMO Scouts Adventures (1)

Dinaric Rallye Kroatien

Stell' dir vor, es ist Rallye, und ich fahre nicht mit

Die fünftägige Dinaric Rallye ist wahrlich keine Kaffeefahrt. Was aber kommt heraus, wenn man hier nicht nur teilnimmt, sondern gleichzeitig auch noch ein Video drehen will? Eine abenteuerliche Geschichte – und ein großartiger Film.

Von Eglé Gerulaityté, 12.01.2022

Europa hat eine lange und ausgeprägte Rallye-Geschichte: Von den legendären Original-Dakar-Rennen mit Start in Paris über die italienischen Rallyes bis hin zur Jahrzehnte alten Hellas Rally Raid – Europa liebt den Rallyesport. Doch während die meisten FIM-Rallyes in Spanien, Italien und Griechenland ausgetragen werden, gibt es einen neuen Mitstreiter in der Szene: die Dinaric Rallye in Kroatien.

Kroatien ist ein unüblicher Verdächtiger für eine Rallye, denn es hat keine nennenswerte Rallye-Geschichte. Was es jedoch in Hülle und Fülle bietet, sind unberührte Landschaften und unbegrenztes Motorradgelände. Die Dinarischen Alpen in Kroatien stehen ihren Pendants in der Schweiz und den mächtigen Karpaten in Rumänien in nichts nach und anders als in Westeuropa gibt es in den kroatischen Bergen noch die beiden Komponenten, nach denen sich Abenteuer-Motorradfahrer am meisten sehnen: Wildnis und Schotterpisten.

Unglaublich schöne Landschaften
Unglaublich schöne Landschaften

Seit 2020 gibt es die neue Veranstaltung in Kroatien: Die Dinaric Rallye begann als dreitägiges Rennen in den Dinarischen Alpen in der Region Knin, die eher fürs Skifahren und Bergsteigen bekannt ist. Organisator Perica Matijevic, Bergrettungsprofi und leidenschaftlicher Offroad-Fahrer, und sein Team wollen sich im europäischen Rallye-Kalender etablieren. Und das ist ihnen in kürzester Zeit gelungen. Die Dinaric Rallye 2020 war ein Erfolg und hat Enduristen, Offroad-Verrückte und semiprofessionelle Rennfahrer angelockt, die sie als Vorbereitung auf die größeren Rallyes nutzten. Lennart und ich waren mit unseren Enduros bei der Dinaric Rallye 2020 dabei und trotz des brutalen Geländes: Wir haben es überlebt!

MOTOURISMO Scouts bei der Dinaric Rallye 2020
MOTOURISMO Scouts bei der Dinaric Rallye 2020

Als die Einladung zur Dinaric Rallye 2021 kam, haben wir keine Sekunde gezögert. Dieses Mal bot die Dinaric Rallye fünf Renntage mit einer Marathonetappe nach Bosnien und Herzegowina, Roadbook-Navigation und ein Biwak, das der Hellas oder der Andalusien-Rallye würdig war. Die Etappen waren länger, das Gelände so unerbittlich wie immer, und die Klassen in Adventure- und Rallye-Kategorien unterteilt, die sowohl professionelle Rennfahrer wie Isaac Feliu als auch eine Horde von Enduro-Amateuren wie uns willkommen hießen.

Der Münzwurf entscheidet

Es gab nur ein klitzekleines Problem: Dieses Mal berichten wir für MOTOURISMO über die Dinaric Rallye. Wir fahren also nicht nur das Rennen, sondern halten auch die Action fest, interviewen andere Fahrer, filmen jede Etappe und hoffen, die Essenz der Rallye auf Video einzufangen.

Wie um alles in der Welt sollten wir beides miteinander verbinden?

Bei einer Rallye sollte man sich voll und ganz auf das Rennen konzentrieren, auch wenn man wie wir ein absoluter Amateur ist. Das Adrenalin schießt in die Höhe, Streckenführung und Navigation fordern volle Aufmerksamkeit. Die Welt und das Zeitgefühl verschwinden, wenn man ein Rennen fährt, und man gerät in einen tiefen Flow, einen Zustand, in dem das Einzige, was zählt, das Zurücklegen von Kilometern ist, das Verfolgen schnellerer Fahrer, das Navigieren und überhaupt: durchzuhalten! Da ist kein Platz für Ablenkung oder für Innehalten, um die Aussicht zu genießen – aber hier waren wir nun und hatten den Job, den ganzen Wahnsinn zu filmen.

Erkunden des Geländes
Erkunden des Geländes

In der Nacht vor der Rallye kamen wir zu dem Entschluss, dass es nicht möglich ist, gleichzeitig zu fahren und zu filmen. Also aufteilen: Nur einer von uns fährt das Rennen, das Filmen muss der andere übernehmen. Das war die einzige Möglichkeit, die Dinaric Rallye 2021 gleichzeitig selbst zu erleben und das Rennen dabei auch noch zu filmen.

Jetzt musste nur noch entschieden werden, wer mitfährt und wer hinter den Kulissen bleibt. Natürlich brannten wir beide darauf, an den Start zu gehen. Schließlich lieben wir beide den Rallyesport aus den gleichen Gründen – den Nervenkitzel, das Abenteuer, das Motorradfahren und die kameradschaftliche Atmosphäre. Um die Angelegenheit auf eine anständige Art wie unter erwachsenen Menschen zu klären, beschlossen wir, eine Münze zu werfen.

Kopf: Lennart fährt das Rennen. Zahl: ich.

Bis heute glaube ich, dass die Münze manipuliert worden sein könnte, aber es war nun eben, wie es war: Lennart hat gewonnen, Lennart darf das Rennen fahren. Ich dagegen bewaffne mich mit den Stativen und Kameras und verfolge die Rallye.

Verfolgung der Rallye
Verfolgung der Rallye

Dinaric Rally Biwak

Als wir im Biwak der Dinaric Rallye in Knin ankamen, fühlten wir uns sofort wie zu Hause. Es war großartig, unsere Dinaric-Familie wieder zu treffen - die Organisatoren, die Betreuer, die Fahrer vom letzten Jahr – alle waren hier und bereiteten sich auf die zweite Ausgabe des Rennens vor.

Dinaric Rally Biwak
Dinaric Rally Biwak

Nachdem wir unser Lager aufgeschlagen hatten, unterhielten wir uns mit Perica, dem Organisator des Rennens. "Dieses Jahr haben wir eine sehr starke Reiseenduro-Klasse, was mir zeigt, dass Reiseenduro-Fahrer wirklich in die Welt des Rallyesports einsteigen", sagt er. "Wir haben Fahrer auf BMW GS1200, Africa Twins, Yamaha Tenere 700 – das ist wirklich ein toller Anblick. Außerdem haben wir mehrere professionelle Rennteams wie die spanische Twin Train und die österreichische Rallye4U-Crew, die an der Rallye teilnehmen. Die meisten ihrer Fahrer wollen zur Rallye Dakar 2022 und sie nutzen die Dinaric zum Training – was, wenn ihr mich fragt, ein großes Kompliment ist. Alles in allem hoffen wir, den Fahrern hier, egal ob Amateure oder Profis, eine solide Herausforderung, spektakuläre Aussichten und eine ganz besondere Atmosphäre bieten zu können."

Master of Orga: Perica Matijevic
Master of Orga: Perica Matijevic

Während Lennart an seinem Motorrad arbeitet, um sich auf das Rennen vorzubereiten, schlendere ich durch das Biwak und spreche mit anderen Fahrern. Ich unterhalte mich mit einem Vater-Sohn-Team auf zwei Motorrädern, die ihre erste gemeinsame Rallye bestreiten. Ich spreche mit einer Gruppe deutscher Motorradfahrer auf Yamaha Tenere 700 und Africa Twins – ein Team aus Freunden, die ihr Motorrad-Können hier bei der Rallye auf ein ganz neues Level heben wollen.

Letzte Handgriffe vor dem Rennen
Letzte Handgriffe vor dem Rennen

Pavel Kunc, ein tschechischer Weltklassefahrer auf einer Yamaha Tenere 700, ist hier, um zu trainieren. Victor, ein kroatischer Fahrer auf einer Yamaha WR450, hatte bislang noch nie viel mit Offroad zu tun, sucht hier jetzt aber eine neue Herausforderung. Wolfgang Payr, ein Österreicher, will sich auf die Rallye Dakar vorbereiten und die Dinaric bietet ihm vor dem großen Abenteuer beste Testmöglichkeiten für sich und das Motorrad.

Träumt von Dakar: Wolfgang Payr
Träumt von Dakar: Wolfgang Payr

'"Die meisten Leute gehen wohl davon aus, dass der Rallyesport nur von professionellen Werksteams betrieben wird und dass er für normale Fahrer nicht zu bewältigen ist", sagt Wolfgang. "Aber das ist weit gefehlt. Ich habe erst vor etwa acht Jahren mit dem Offroad-Fahren angefangen, und jetzt habe ich die Rallye Dakar im Visier. Natürlich bin ich kein Superstar – ich habe einfach mit kleineren Rallyes angefangen, habe trainiert, meine Erfahrung gesammelt, dann die größeren Rallyes in Angriff genommen, und jetzt bin ich hoffentlich bereit für die Dakar. Es geht nicht von heute auf morgen, aber wenn man dranbleibt, kann jeder eine Rallye bestreiten, auch als einfacher, gewöhnlicher Enduro-Fahrer. Das ist alles viel zugänglicher als es scheint."'

Aufwärmen für die Dinaric Rallye
Aufwärmen für die Dinaric Rallye

Und er hat Recht: In den letzten Jahren hat sich der Rallyesport zu einem neuen Trend für Reiseenduro-Fahrer entwickelt. (Wir hatten genau dazu neulich einen Artikel bei LinkedIn.) Die meisten Rallyes auf der ganzen Welt, auch die großen wie die Morocco Desert Challenge, bieten inzwischen Reiseenduro-Klassen an, die sich an Amateure richten: Diese Klassen zeichnen sich in der Regel durch kürzere Etappen, eine weniger komplexe Navigation und weniger technisches Gelände aus und sollen Abenteurern einen Vorgeschmack auf Rallyes geben. Wenn du mit dem Gedanken spielst, als Amateur eines Tages an einer größeren Rallye teilzunehmen, kann die Dinaric Rallye für dich ein guter Start sein.

Rallye auf einer Africa Twin? Aber ja!
Rallye auf einer Africa Twin? Aber ja!

Auf zum Rennen

Lennarts Motorrad war startklar, meins mit neuen, griffigeren Reifen bezogen, und wir machten uns auf den Weg zum Start des Prologs. Die Prolog-Etappen dienen dazu, den Fahrern einen Eindruck davon zu vermitteln, was sie in Bezug auf das Gelände und die Navigation erwartet, und die Startreihenfolge festzulegen: Jene Fahrer, die die Prolog-Etappe am schnellsten absolvieren, starten am ersten Tag als Erste. Üblicherweise geht es beim Prolog weniger um ein Rennen als vielmehr darum, sich und sein Motorrad zu testen und sein Tempo und seinen Plan für die gesamte Rallye festzulegen.

Die KLR für die große Aufgabe vorbereiten
Die KLR für die große Aufgabe vorbereiten

Für Lennart war der Plan simpel: einfach nur irgendwie ins Ziel kommen. Die KLR650 ist, obwohl sie mit einem speziellen Federbein und aufwändigen Vergasermodifikationen ausgestattet ist, nicht gerade eine Rennmaschine. Außerdem konnten wir uns nicht den Luxus leisten, die Motorräder auf einen Anhänger zu packen und sie nach der Rallye nach Hause zu transportieren, denn wir sind nun mal ausschließlich mit den Motorrädern unterwegs. Das war der Plan. Und wenn es drauf ankommt, müssen wir sie an Ort und Stelle reparieren, damit wir uns wieder auf den Weg machen können zum nächsten Event.

Für Lennart bedeutete das, dass er mit Bedacht fahren musste – also ein Ding der Unmöglichkeit. Denn wenn man erst einmal gestartet ist, wird es extrem schwierig, einen so kühlen Kopf zu bewahren, dass man das Tempo bedächtig halten kann, sich auf die Navigation konzentrieren und dem Drang widerstehen, in den vollen Rennmodus überzugehen.

Das Ziel vor Augen
Das Ziel vor Augen

Für mich bestand die Herausforderung darin, das Rennen eben nicht zu fahren. Obwohl ich nur eine mittelmäßige Fahrerin bin, bin ich keine, die gern zurück bleibt, und ich liebe Herausforderungen, selbst wenn sie vielleicht knapp über meinen Fähigkeiten liegen. Als ich sehe, wie sich die Fahrer am Start aufstellen, höre, wie aus den Lautsprechern 80er-Jahre-Rock ertönt und die Mitarbeiter der Rallye die Sekunden zählen, wäre ich wirklich gern um jeden Preis dabei gewesen. Aber leider bestand meine Aufgabe ja darin, mich abseits der Strecke zu verstecken und das Geschehen mit den Objektiven festzuhalten.

Nervosität vor dem Rennen
Nervosität vor dem Rennen

Als die ersten Fahrer Vollgas vom Start los ziehen, beginne ich aber zu vergessen, dass ich gar nicht am Rennen teilnehme. Es stellt sich heraus, dass die Verfolgung einer Rallye als Zuschauer und Ein-Frau-Kamerateam eine einzigartige Perspektive auf das Rennen bietet. Es ist aufregend, gute Stellen zu finden, um das Geschehen zu filmen, die Fahrer dabei zu beobachten, wie sie falsch abbiegen, aus Kurven getragen werden und sich mit ihren Maschinen durchs unwegsame Gelände kämpfen. Und ich jubele mit, als Lennart vorbei kommt und sich seinen Weg durch das raue, mit Steinen übersäte Feld bahnt, umgeben von den unheimlichen Überresten von Panzern aus dem Krieg, die auf dem windgepeitschten Dinara-Berg vor sich hin rosten.

Die surrealen Narben des Dinara-Gebirges
Die surrealen Narben des Dinara-Gebirges

Für Lennart war die Prolog-Etappe eine Chance, die Nervosität vor dem Rennen loszuwerden, in den Flow zu kommen und zu sehen, wozu die KLR fähig ist. Rennen in den dinarischen Alpen sind selbst für ein leichtes Motorrad ein harter Job, aber nach der Prolog-Etappe grinste Lennart von einem Ohr zum anderen und freute sich auf den ersten Renntag.

Auf die Plätze, fertig, los!
Auf die Plätze, fertig, los!

Einigen Fahrern ergeht es weniger gut – wir werden Zeuge eines kaputten Motorgehäuses einer Tenere 700, deren Fahrer einen steilen Hügel ein wenig zu schnell hochgefahren und hart auf der anderen Seite gelandet ist. Zum Glück kann er sie reparieren. Das ist das Schöne am Rallyesport – es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist, man ist für die Langstrecke da und tut alles, was in seiner Macht steht, um es bis zur Ziellinie zu schaffen.

Dinaric Rallye verzeichnet erste kaputte Motorräder
Dinaric Rallye verzeichnet erste kaputte Motorräder

Into the Wild: ein Marathon in Bosnien

Der zweite Tag beginnt im Biwak, das vor Energie nur so knistert. Die Prolog-Etappe ist vorbei, nun beginnt das eigentliche Rennen, und die Fahrer müsssen über dreihundert Kilometer durch unberechenbares Terrain in Kroatien und Bosnien zurücklegen, bevor sie ins Camp zurückkehren.

Dinaric Rally-Terrain
Dinaric Rally-Terrain

Für Lennart ist es ein Tag großer Herausforderungen. Auf den felsigen Bergpfaden muss er konzentriert bleiben, während er irre Distanzen zurücklegt, mit steilen Hängen kämpft und sich seinen Weg durch Flussdurchquerungen und mit Felsbrocken übersäte Strecken sucht. Er stürzt mehrmals, seine KLR leidet und während des gesamten Rennens weigert sich der modifizierte Vergaser mehrmals hartnäckig, Leistung zu liefern, was zu einigen Abwürfen an den unglücklichsten Stellen führt.

Mit der KLR gegen das Bosnische Terrain
Mit der KLR gegen das Bosnische Terrain

Für mich ist der zweite Tag eine Achterbahnfahrt. Ich schließe mich dem Actiongraphers-Fotografen-Team an, um die Rallye zu filmen, und bin fasziniert von der Suche nach den besten Streckenpunkten für die Dokumentation des Rennens. Trotzdem kann ich meine Augen kaum von der Live-Tracking-App lassen und muss ständig überprüfen, wo Lennart ist. Hier kann ich sehen, dass es ihm offenbar gut geht, denn er fährt genau nach Plan, aber jedes Mal, wenn der kleine blaue Punkt mit seiner Nummer stehen bleibt, werde ich verrückt vor Sorge. Hat er angehalten, weil er eine Pause macht oder weil er gestürzt ist und sich schwer verletzt hat? Die Ungewissheit wird immer belastender und meine Moral schwankt ständig zwischen Anfeuern und den schlimmsten Befürchtungen.

Actiongraphers in action: Fotografieren der Rallye
Actiongraphers in action: Fotografieren der Rallye

In der Zwischenzeit ist die Dinaric Rallye in vollem Gange. Die Fahrer jagen sich gegenseitig über die sanften Hügel, felsigen Bergpisten und schlammigen Flussdurchquerungen und hinterlassen eine Spur aus aufgerissenen Spuren und ramponierten Motorrädern. In nur drei Tagen gibt es bereits gebrochene Knochen. Und Motorräder, die sich weigeren, weiterzufahren. Wir werden in den Wahnsinn der Rallye immer tiefer hineingezogen: ein sich ständig bewegendes, tosendes, donnerndes Chaos aus adrenalingetriebenem Tempo, Staub und Ausdauer.

Laserscharfer Fokus
Laserscharfer Fokus

Das Ende der Rallye

Am dritten Tag wird offensichtlich, dass Lennart nicht mehr in der Lage ist, weiterzumachen. Mehrere Stürze und Vergaserprobleme setzen die mächtige KLR fast außer Gefecht, und obwohl die Entscheidung, auszusteigen, niederschmetternd ist, wissen wir, dass es die richtige ist. Wäre dies die einzige Veranstaltung in diesem Jahr gewesen, hätte Lennart sich und das Motorrad bis zum Äußersten strapazieren können, so wie er es im letzten Jahr mit seiner KLE getan hatte, indem er das Motorrad bis Mitternacht reparierte und am nächsten Morgen wieder startete. Dieses Mal war das aber keine Option. Es war fest eingeplant, nach der Rallye zu unserem nächsten Ziel reisen und an der nächsten Tour teilzunehmen und wir konnten es uns einfach nicht leisten, die KLR komplett zu demolieren.

Reparatur der KLR
Reparatur der KLR

Statt am Rennen teilzunehmen, begleitete Lennart mich nun bei den Dreharbeiten. Wir hatten unsere eigene kleine Rallye, bei der wir das Rennen verfolgten und filmten. Um sicherzugehen, dass wir uns von den Strecken und den entgegenkommenden Fahrern fernhielten, mussten wir uns vorsichtig einen Weg durch das Gelände bahnen, in dem es keinerlei Spuren oder Pfade gab, hinter Hügel und Felsbrocken kriechen, um das Geschehen einzufangen, und sogar im strömenden Regen auf Bäume klettern, um die Fahrer bei ihrem Kampf auf der Strecke einzufangen. Es stellt sich heraus, dass das Verfolgen einer Rallye fast genauso viel Spaß macht wie das Fahren - man sieht sie aus einer ganz anderen Perspektive und erlebt die Strapazen der anderen Fahrer aus nächster Nähe.

Unwegsames Gelände
Unwegsames Gelände

Eine Rallye ist in erster Linie ein Test, der zeigt, wozu man fähig ist. Wenn du in der Dunkelheit auf einem einsamen Berg stecken bleibst, drückst du dann die SOS-Taste auf deinem Tracker oder fährst du weiter? Wenn dein Motorrad einen Abhang hinunter segelt, gibst du dann auf oder versuchst du alles, um es herauszuholen und die Etappe zu beenden? Selbst wenn du als Amateur in der Reiseenduro-Klasse fährst, wirst du in einen Modus gezogen, in dem es nur noch darum geht, die Ziellinie zu erreichen.

Ein Härte- und Ausdauertest
Ein Härte- und Ausdauertest

Wir bekommen das am eigenen Leib zu spüren, als wir unseren Freund Wolfgang entdecken, der versucht, sein Motorrad aus einer steilen, fast senkrechten Schlucht zu bergen. Nachdem er eine Kurve zu schnell angefahren hatte, war er im letzten Moment abgesprungen, aber sein Bike flog über die Kante und landete in einer tiefen, glitschigen Schlucht, die mit dornigen Büschen bewachsen war. Zu dritt versuchen wir, das Motorrad herauszuziehen, aber so sehr wir uns auch bemühen, es scheint unmöglich, diesen steilen, rutschigen Hang hinaufzukommen. Glücklicherweise hatte sich der Unfall kurz vor dem Ziel der Wertungsprüfung ereignet und ein Orga-Auto kommt uns zu Hilfe.

Mit Abschleppseilen ziehen wir das Motorrad am Rande der Schlucht entlang, bis es flacher wird, und schleppen es dann hoch und zurück auf die Strecke. Hier stehen wir nun und bedauern Wolfgang, denn wir sind sicher, dass es das für ihn gewesen sein muss. Rallye vorbei. Und was tut er? Biegt den lädierten Roadbook-Halter zurück, richtet die Hebel gerade, setzt sich auf das Motorrad, grüßt noch über die Schulter und fährt weiter. Bis ins Ziel. Er hat die Etappe beendet.

Es ist nicht vorbei, bis es vorbei ist
Es ist nicht vorbei, bis es vorbei ist

Das ist, kurz gesagt, die Essenz einer Rallye. Man kämpft gegen alle Widrigkeiten an, und wenn man schließlich die Ziellinie überquert, kommt man als besserer Fahrer an. Als Reiseendurist hast du vielleicht nicht die Rallye Dakar im Visier, aber Rennen wie die Dinaric Rally können dir helfen, dein fahrerisches Können enorm zu verbessern, dir zeigen, wozu du fähig bist, und dir die Erfahrung deines Lebens bescheren. Aber sei gewarnt - Rallyefahren macht süchtig!
Als wir zusehen, wie unsere Freunde und Mitstreiter auf das Siegerpodest steigen und ihre Trophäen in Empfang nahmen, jubeln wir jedem einzelnen von ihnen zu.

Das Siegertreppchen
Das Siegertreppchen

Die Dinaric Rallye ist kein Spaziergang, aber wenn du auf der Suche nach einer neuen Herausforderung, einer spektakulären Berglandschaft und ernsthaftem Offroad-Motorradfahren bist, solltest du dir diese Veranstaltung in deinem Kalender markieren.

Neugierig geworden? Hier sind einige Hinweise, die dir bei der Entscheidung helfen können:


Wer kann an der Dinaric Rally teilnehmen? Die Dinaric Rallye steht professionellen Rennfahrern, Amateuren, Abenteurern und Offroad-Fahrern offen. Du brauchst keine FIM-Lizenz oder Rennqualifikation, um teilzunehmen.

Die Schwierigkeit des Geländes: Es erwarten dich viele raue, felsige Pfade, steile Anstiege und Abfahrten, loser Schotter, einige planierte Feldwege und Waldwege.

Erfahrung: Du kannst an der Dinaric Rallye teilnehmen, wenn du mindestens zwei Jahre Offroad-Erfahrung hast und dich beim Fahren auf unbefestigtem Untergrund und bei hoher Geschwindigkeit wohl fühlst. Du solltest ausreichend geübt darin sein, lange Strecken abseits der Straße zu bewältigen.

Geeignete Motorräder: Du kannst mit allen geländetauglichen Motorrädern zwischen 250 und 1200 ccm an der Dinaric Rally teilnehmen. Enduros, Rallye-Replika-Motorräder und Rieseenduros sind gleichermaßen willkommen.

Entfernungen: Die tägliche Fahrdistanz beträgt 250-350 km, je nach gewählter Klasse.

Navigation: Die Fahrer können entweder per Roadbook oder per GPS navigieren. Wenn du dich für die Navigation per GPS entscheidest, brauchst du keine spezielle Roadbook-Ausrüstung - du kannst dein GPS-Gerät oder dein Handy benutzen.

Logistik: Das Biwak der Dinaric Rallye ist statisch, das heißt du brauchst keine Rennassistenz für die Logistik - deine Sachen, Werkzeuge, Ersatzteile und dein Fahrerlager bleiben während des gesamten Rennens am selben Ort.

Unterbringung: Während der gesamten Rallye können die Teilnehmer im Biwak zelten oder in einem Hotel in Knin übernachten.

Vorbereitung: Um deine Offroad-Fähigkeiten zu verbessern, kannst du hier ein passendes Training oder eine Tour mit Training finden.

Fotos: Eglé Gerulaityté, Actiongraphers